Wie zwei Weinbars uns die Fahrt in den Süden ersparen wollen. Auf ins Venexia und ins Divinotinto!
Soll man noch nach Venedig fahren? Einer Studie zufolge verträgt die Stadt 7,5 Millionen Besucher im Jahr, es kommen aber 28 Millionen. Wer will schon als Teil der Masse Mensch über die Rialto-Brücke geschoben werden?
Wer mag mitschuld sein, dass der letzte Bäcker einem Souvenirladen weichen muss? Oder wer mag als Passagier eines Kreuzfahrtschiffes die Wut der Venezianer über die zerstörerischen Kolosse abkriegen? Besser nicht.
Wer nicht nur in Erinnerungen schwelgen mag an eine zauberhafte Stadt, dem will Eduard Mainoni eine Heimat bieten. Der italienische Honorarkonsul hat Erfahrung als Gastronom, die Weinbar ist sein fünftes Lokal, mitten im lebendigen Teil der Gstättengasse, getauft Venexia, wie Einheimische Venedig nennen, mit Fotos an den Wänden und Karnevalsmasken. Der Keller ist in den Felsen geschlagen, die steinumschlossene Toilette ist es wert, besucht zu werden.
Mainoni bietet selbstimportierte Weine. Sein Star ward vom Papst geadelt: Diesen Weißen aus dem Isonzo-Gebiet von der Tenuta Luisa ließ Franziskus auf einem Flug in die Schweiz den mitreisenden Journalisten servieren. Ein süffiger, vollmundiger Wein ohne Kanten
(€ 4,90 das Achtel), auch die anderen Friulaner lassen sich gut trinken. Durchaus anspruchsvoller ist der Chianti Classico 2015 vom Gut Borgo Salcetino (€ 5,90), fruchtige Reife.
Zu Essen gibt es Weißbrot, belegt mit Salami oder Camembert. Wer Warmes will, darf sich aus der Speisenkarte der Humboldt-Stuben gegenüber wählen: Wir nahmen eine Kürbissuppe und eine klare Hühnerbrühe, tadellos – da schafft es Vertrauen, dass die neuen Lokalpächter auf Bio umgestellt haben. Wir wären bei unseren Venedig-Besuchen glücklich gewesen, eine so unkomplizierte Weinbar wie das Venexia gefunden zu haben.
Heuer bis Mai führte der Andalusier Mateo Ordoñez in Mülln sein Divinotinto, laut Ranking der Zeitschrift Falstaff die drittbeste Weinbar Salzburgs (nach Döllerer und Glüxfall).
Man kann also Klasse von ihm erwarten. Mit Verspätung klappte nun der Umzug an den Kai, als Nachbar vom Glüxfall – ein Wein-Hotspot. Seine neue Bar ist ein langer Gang, großstädtisch-karg gestaltet, Schank und Mini-Kochzeile gut einsehbar, an der richtigen Küche wird noch gearbeitet. Klarerweise trifft sich hier die spanische Gemeinde Salzburgs.
Es gibt Happen. Warm ein Glas aromatischen Rindfleisch-Eintopf (€ 3), mit Chili vom Gast selbst verschärfbar, sehr gut die gebratenen Paprika, angenehm mollig die Sardinen (€ 6,50), vollmundig sanft der Manchego von der Ziege (€ 10,50).
Nun ist Spanien ein riesiges Wein-Wunderland. Mateo bietet einen attraktiven Einblick: 27 Rote und 7 Weiße, jede Flasche wird auch glasweise serviert.
Aus dem Bierzo der Petit Pittacum (€ 5 das Glas) würzig wie ein Rumtopf, der Yllera (€ 6,50) aus Castilla y Leon ein Gaumenschmeichler und der Cepa21 (€ 8,50) aus dem Ribera del Duero ein Schmeichler mit Wucht. Weiß erfreute ein kräuter-frischer Alex (€ 3,50) aus Navarra und ja, es gibt auch weißen Tempranillo (€ 5) mit exotischen Fruchtnoten. Wow, Spanien hat tolle Weine!
Natürlich kann man nach Andalusien reisen, schön ist es dort, aber weit weg. Da ist ein Abend am Kai leichter erreichbar.
Venexia,
Gstättengasse 9,
5020 Salzburg,
Tel. 0664/8482700,
www.venexia.at
Divinotinto,
Franz-Josef-Kai 13,
5020 Salzburg,
Tel. 0676/3988218,
www.divinotinto.com